Fachartikel: Lebensstil und Ernährungsgewohnheiten beeinflussen chronische Krankheiten
Zusammengefasst aus: Lifestyle and nutritional imbalances associated with Western diseases: causes and consequences of chronic systemic low-grade inflammation in an evolutionary context
Begoña Ruiz-Núñeza, Leo Pruimboomb, D.A. Janneke Dijck-Brouwera, Frits A.J. Muskiet
In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass chronische niedriggradige Entzündungen die Grundlage für viele typisch westlichen Krankheiten, wie Bluthochdruck, Diabetes mellitus Typ 2, Herz-Kreislauf-Erkrankungen (CVD), neurodegenerative Erkrankungen (z. B. Alzheimer), Fruchtbarkeitsprobleme und andere Erkrankungen sind.
Eine systemische Entzündung verursacht eine Insulinresistenz und als Folge zu viel Insulin im Blut, um überhaupt den Zuckerhaushalt im Gleichgewicht zu halten.
Wir Menschen sind äusserst empfindlich gegenüber Zuckerdefiziten, da unser großes Gehirn hauptsächlich mit Zucker / Glucose arbeitet. Während des Hungers, der Schwangerschaft oder zum Beispiel einer Infektion werden wir zusammen mit vielen anderen Anpassungen resistent auf Insulin. Ziel ist die Umverteilung energiereicher Nährstoffe, um Glukose für das Gehirn, das schnell wachsende Kind und unser aktiviertes Immunsystem, zu rekrutieren.
Die durch Herausforderungen (Hunger, Schwangerschaft, Infektion, Entzündungen, etc) verursachten Stoffwechselanpassungen veranschaulichen die enge Beziehung zwischen unserem Immunsystem und dem Stoffwechsel. Diese Beziehung ist kurzfristig angelegt. Unser gegenwärtiger westlicher Lebensstil enthält viele falsche entzündliche Auslöser und einen Mangel an entzündungshemmenden Faktoren. Dies führt zu einer langfristigen Aktivierung des Immunsystems und zu chronisch niedriggradigen Entzündungen.
Unter den entzündungsfördernden Faktoren in unserer gegenwärtigen Ernährung finden wir: den Verbrauch von gesättigten Fettsäuren, industriell hergestellte Fettsäuren, eine geringe Aufnahme von langkettigen mehrfach ungesättigten Fettsäuren der Omega 3 Serie aus Fisch und Meerestieren, ein niedriger Status von Vitamin D, Vitamin K und Magnesium, fettreiche, ballaststoffarmen Diäten, der Verzehr von Kohlenhydraten mit einem hohen glykämischen Index, eine Unausgewogenheit zwischen den vielen Mikronährstoffen, eine geringe Aufnahme von Obst und Gemüse. Der „Diät-Entzündungsindex“ der University of North Carolina setzt sich aus 42 entzündungshemmenden Lebensmitteln und Nährstoffen zusammen. In diesem Index ist ein Magnesiumdefizit in der Liste der proinflammatorischen Stimuli hoch. Magnesium hat viele Funktionen, von denen einige mit unserem Energiestoffwechsel und unserem Immunsystem zusammenhängen.
Magnesium ist zum Beispiel in der Avocado, in dunkler Schoggi (70%), in Mandeln, Ceschew- und Paranüssen enthalten.
Lebensstilfaktoren, wie chronischer Stress, Rauchen und Umweltverschmutzung, unzureichende körperliche Aktivität und unzureichender Schlaf aktivieren ebenfalls unser Immunsystem und es beginnt tagsüber aktiv zu sein, was unserem Körper extrem viel Energie kostet.
Unter den entzündungshemmenden Faktoren zählen zum Beispiel das Gleichgewicht von Omega3 (EPA und DHA) : Omega 6 Haushalt. Weniger Getreideprodukte und Convenience Food, dafür jedoch mehr Fisch, Avocado, Olivenöl und Kokosöl im Alltag verwenden beeinflusst dieses Gleichgewicht positiv.
Auch Antioxidantien wirken entzündungshemmend. Schäden durch Oxidation von Lipiden, Nukleinsäuren und Proteinen verändern die Struktur und Funktion der wichtigsten Zellbestandteile. Die Verhinderung und / oder Hemmung der Oxidation kann durch verschiedene Arten spezialisierter Antioxidatien erreicht werden, wie beispielsweise Vitamin C, Vitamin E, Carotinoide, und die Polyphenole. Quercetin, eines der häufigsten Flavonoide (Pflanzenstoffe) in der menschlichen Ernährung, und Resveratrol, das hauptsächlich in Beeren und roten Trauben vorkommt, haben günstige Auswirkungen auf den Glukosestoffwechsel, indem sie TNFα-vermittelte Entzündungen abschwächen.
Die Hypothese, dass Nahrungs-Antioxidantien das Risiko von chronischen Krankheiten senken hat sich konsequent gezeigt; der regelmäßige Verzehr von grünem Tee und Rotwein verringert DNA – Schäden; das gleiche gilt für die Kiwifrucht und Brunnenkresse. Auf Kalorienbasis sind Obst und Gemüse im Vergleich zu Getreide, Fleisch oder Fisch nicht nur reich an vielen Vitaminen und Mineralstoffen, sondern auch an Antioxidantien.
Weniger als 5% unserer Krankheiten können in erster Linie auf vererbbare Faktoren zugeschrieben werden. Zwischen 70% und 90% der Fälle von Typ-2-Diabetes mellitus, CVD und Dickdarmkrebs können verhindert werden, indem Ernährung, Rauchen, Übergewicht und Bewegungsmangel stärker berücksichtigt werden.
Hemminki et al. gaben an, dass «wenn die westliche Bevölkerung unter den gleichen Bedingungen wie die Bevölkerung der Entwicklungsländer leben würde, das Krebsrisiko um 90% sinken würde, vorausgesetzt, dass Virusinfektionen vermieden werden könnten». Das beliebte Gegenargument, dass Menschen in Entwicklungsländern eine kürzere Lebensspanne haben, ist ungültig. Die Gründe dafür sind die starke Reduktion der Infektionskrankheiten, Hunger und Gewalt und teilweise auf das Gesundheitswesen zurückzuführen.
Zusammen mit unserer steigenden Lebenserwartung nimmt jedoch die Anzahl der Jahre ohne chronische Krankheit ab.
Es ist klar geworden, dass die meisten typisch westlichen chronischen Krankheiten ihre Hauptursache in einem ungesunden Lebensstil finden und dass systemische niedriggradige Entzündungen ein gemeinsamer Nenner sind. Das gegenwärtige Ungleichgewicht zwischen entzündlichen und entzündungshemmenden Reizen beruht nicht auf einer einzigen Ursache und kann folglich auch nicht durch ein einziges „Wundermittel“ gelöst werden.
Jeder kann für sich selber dazu beitragen, im Alltag weniger Entzündungen im Körper entstehen zu lassen. Beginnen Sie den Tag mit einer Tasse grünem Tee, essen Sie 2-3x in der Woche Fisch oder Meerestiere, verwenden sie täglich Olivenöl mit einem hohen Polyphenolgehalt oder Kokosöl, trinken Sie am Wochenende ruhig auch einmal einen guten sonnenverwöhnten Rotwein, verwenden Sie beim Kochen verschiedene Kräuter und zum Beispiel mal ein paar Nüsse in den Salat.
Wie sieht es mit Ihrer Bewegung aus? Es muss kein Hochleistungssport sein. Bereits mit 2×30 Minuten täglichem Ausdauertraining (Spazieren, walken, joggen, rudern) fördern Sie Ihre Gesundheit. Und denken Sie an regelmässige aktive Unterbrechungen vom Sitzen, wenn Sie im Homeoffice sind!